Cambridge, Massachusetts (USA), 3. Mai 2005 - Im Rahmen einer Investorenkonferenz zur Präsentation der Fortschritte der Novartis Institutes for BioMedical Research (NIBR) stellten leitende Wissenschaftler von Novartis ihre neue Forschungsstrategie vor. Die Strategie ist auf molekulare Stoffwechselprozesse ausgerichtet, die verschiedenen Krankheiten gemeinsam sein können und als Organisationskonzept für die Suche nach neuartigen Wirkstoffen dienen, um unbefriedigte Bedürfnisse der Patienten zu erfüllen.
NIBR ist die weltweite pharmazeutische Forschungsorganisation von Novartis, die im Mai 2002 ins Leben gerufen wurde, um die langjährige Tradition des Unternehmens in der Arzneimittelforschung erfolgreich fortzusetzen. Diese hat bereits bahnbrechende Medikamente wie etwa Glivec®/Gleevec® für Krebspatienten, Sandimmun®/Neoral® zum Einsatz bei Transplantationen und Clozaril® für Schizophreniepatienten hervorgebracht. Mehr als 2 800 Wissenschaftler sind heute weltweit an den verschiedenen NIBR-Instituten tätig, einschliesslich des vor kurzem fertig gestellten globalen Hauptsitzes in Cambridge, Massachusetts (USA). Sie tragen dazu bei, die Arzneimittelentdeckung im Zeitalter der Genomik neu zu definieren.
Ein zentraler Aspekt der NIBR-Strategie besteht darin, entscheidende zelluläre Signalwege in den Mittelpunkt zu stellen, die Bestandteil jener Mechanismen sein könnten, die verschiedene Krankheiten verursachen. Die herkömmliche Arzneimittelentwicklung stützt sich zu einem grossen Teil auf die Identifizierung geeigneter pharmazeutischer Ansatzpunkte (Targets), wie einzelner Gene oder Proteine. Seit der Entschlüsselung des Genoms konzentriert sich die Arzneimittelforschung jedoch zunehmend auf die Interaktionswege von Proteinen, die verschiedenen Krankheiten zugrunde liegen könnten. Ziel dieser Bestrebungen ist es, Wirkstoffe zu finden, die an entscheidenden Knotenpunkten innerhalb dieser Signalwege angreifen, um so den Krankheit verursachenden Mechanismus zu beeinflussen.
Dr. Mark Fishman, Präsident der NIBR und Mitglied der Geschäftsleitung von Novartis, hat zusammen mit seinem Führungsteam mehrere neue fundamentale Forschungsplattformen eingerichtet: von Plattformen, die auf bestimmte Genfamilien ausgerichtet sind, bis hin zu solchen, die sich mit der Integration entscheidender molekularer krankheitsauslösender Prozesse befassen und pharmazeutische Ansatzpunkte identifizieren. Diese Plattformen liefern bereits Ansatzpunkte, die für eine Aufnahme in die klinische Entwicklung bis zur Marktreife in Betracht gezogen werden.
"Die treibenden Kräfte für die Projektauswahl und Ressourcenzuteilung im Rahmen unserer Forschungstätigkeit sind unerfüllte medizinische Bedürfnisse der Patienten und die wissenschaftliche Steuerbarkeit getragen vom Verständnis der Mechanismen, die einer Krankheit zugrunde liegen. Die Ausrichtung auf Krankheitsprozesse bildet einen organisatorischen Rahmen für die Erforschung von Krankheiten. Sie wird als Fundament für die Entdeckung viel versprechender neuartiger Medikamente dienen", sagte Dr. Daniel Vasella, Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates von Novartis.
Proof-of-Concept-Studien für die konsequente, frühzeitige Untersuchung von Wirkstoffen
Im Rahmen der neuen Ausrichtung in der Arzneimittelentdeckung werden die von den NIBR entwickelten Wirkstoffe erst dann der klinischen Entwicklung zugeführt, wenn sie Proof-of-Concept-Studien (Studien zum Nachweis des Wirkkonzepts) erfolgreich durchlaufen haben.
Diese Studien, die normalerweise mit einer kleinen Gruppe von Patienten durchgeführt werden, sind darauf zugeschnitten, die Wirksamkeit eines Wirkstoffs beim Menschen möglichst schnell zu ermitteln. Sie liefern eine Grundlage für eine frühzeitige Entscheidung über Fortsetzung oder Beendigung der entsprechenden Projekte. Dieser Ansatz steht im Gegensatz zu den herkömmlichen sequenziellen Studien der Phase I und frühen Phase II, die primär dazu dienen, die Sicherheit des neuen Wirkstoffs bei gesunden Freiwilligen zu untersuchen und die Dosierung für entscheidende Phase-III-Studien festzulegen.
"Die Patienten stehen im Mittelpunkt all unserer Bestrebungen in der Arzneimittelforschung. Indem wir uns frühzeitig auf die Erfahrungen der Patienten konzentrieren und uns zugleich darum bemühen, den Mechanismus einer bestimmten Krankheit zu verstehen, zielt unsere Forschung auf die Verbesserung sowohl des medizinischen Zustands als auch der Lebensqualität der Patienten ab", sagte Dr. Mark Fishman. "Wir nutzen die Möglichkeiten der Genomik, um in der Arzneimittelentdeckung eine "neue Grammatik" zu entwickeln, welches die bahnbrechenden Errungenschaften der Biologie und Chemie in innovative Medikamente für die Patienten umsetzt."
Beispielsweise haben Wissenschaftler von Novartis kürzlich eine Proof-of-Concept-Studie mit dem neuartigen Antikörper ACZ885 zur Behandlung von Entzündungskrankheiten erfolgreich abgeschlossen. Im Rahmen dieser Studie wurden Patienten mit einer seltenen, vererbten Entzündungskrankheit untersucht, dem so genannten Muckle-Wells-Syndrom, das sich in Form von Ausschlägen, Gelenkschmerzen, Fieber und Migräne äussert. Alle diese Symptome wurden innerhalb weniger Tage durch eine einzige Injektion des Antikörpers gelindert, der auf den Entzündungsfaktor namens IL-1 beta ausgerichtet ist. Die positiven Ergebnisse bei den Muckle-Wells-Patienten könnten auf eine Wirksamkeit bei anderen verwandten Krankheiten, wie etwa der rheumatoiden Arthritis, hindeuten.
Nach einer anderen positiven Proof-of-Concept-Studie lässt der Erfolg von LBM642, einem dualen Agonisten von PPAR alpha und gamma, bei Dyslipidämie darauf schliessen, dass das Molekül sich bei der Behandlung des metabolischen Syndroms als wirksam erweisen könnte. Dieses umfasst eine Gruppe von Erkrankungen, wie etwa Diabetes, hohe Cholesterinwerte und Fettleibigkeit. Wie die Ergebnisse zeigen, könnte dieser Wirkstoff dazu beitragen, viele Nachteile anderer dualer PPAR-alpha/gamma-Agonisten zu überwinden, insbesondere Gewichtszunahmen und Ödeme.
In der Onkologie ist Novartis bestens bekannt für die Einführung von Glivec/Gleevec, das auf die Bcr-Abl-Kinase bei bestimmten Formen von chronisch-myeloischer Leukämie (CML) und gastrointestinalen Stromatumoren (GIST) wirkt. Ein weiterer neuartiger, oral zu verabreichender Wirkstoff ist AMN107, der nun in einer klinischen Phase-II-Studie für die Behandlung von Patienten mit Philadelphiachromosom-positiver (Ph+) chronisch-myeloischer Leukämie (CML), die eine Resistenz oder Unverträglichkeit gegen Glivec aufweisen, sowie von Patienten mit rezidivierter oder refraktärer Ph+ akut-lymphoblastischer Leukämie (ALL), systemischer Mastozytose oder hypereosinophilem Syndrom/chronisch-eosinophiler Leukämie untersucht wird. Die Entscheidung, in Phase II einzutreten, beruht auf Daten der klinischen Phase I, wonach mehr als 90% der Patienten mit Ph+ CML im chronischen Stadium ein hämatologisches Ansprechen und mehr als 60% der Patienten in fortgeschrittenen Stadien von Ph+ CML ein ähnliches Ansprechen zeigten.
Novartis hat ihre Forschungstätigkeit in der Onkologie ausgebaut, um auch andere Wirkmechanismen einzuschliessen, insbesondere die Hemmung der Zellproliferation/Überlebensprozesse sowie die Aktivierung der Apoptose- (Zelltod-) Prozesse. Ein untersuchter Ansatz besteht darin, Krebszellen einem neuartigen SMAC-Mimetikum auszusetzen, um den Zelltod einzuleiten. Dieser erste Vertreter einer neuen Kategorie ist ein kleines Molekül (small molecule), welches das antiapoptotische Protein IAP blockiert. In verschiedenen Modellen konnte gezeigt werden, dass dieser Wirkstoff die Tumorgrösse bei Tieren reduziert.
Geschätzter und offener Partner der Forschungsgemeinschaft
Die NIBR entwickeln eine Forschungsstrategie, die auf der hervorragenden Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsteam des Unternehmens wie auch mit externen Partnern basiert. So haben die NIBR im Jahr 2004 rund 150 Kooperationen aufgebaut, um die internen Forschungsaktivitäten zu ergänzen, 50 davon mit bedeutenden Biotechunternehmen. Novartis erkennt den Wert der wissenschaftlichen Errungenschaften ihrer Partner an und ist bestrebt, die besten Technologien und Wirkstoffe, die sich in der Frühphase der Entwicklung befinden, zu beziehen.
Novartis ist sich zudem der Bedeutung eines offenen Informationsaustausches bewusst. Beispielsweise werden die NIBR und das Broad Institute des MIT und der Harvard University an einem gemeinsamen Projekt zur Entschlüsselung der genetischen Ursachen von Diabetes zusammenarbeiten. Diese Initiative begründet eine Forschungspartnerschaft aus Ärzten, Genetikern, EDV-Spezialisten, Pharmazeutikern und anderen Wissenschaftlern, um vererbte Risikofaktoren für die Entwicklung der Krankheit und ihrer Komplikationen zu identifizieren. Alle Ergebnisse sollen der Öffentlichkeit über das Internet zur Verfügung gestellt werden.
Darüber hinaus werden die NIBR auch durch die Forschungsaktivitäten der Abteilung Corporate Research von Novartis ergänzt. Damit sollen die spezifischen wissenschaftlichen Kenntnisse folgender drei Institute genutzt werden: des Novartis Institute for Tropical Diseases (NITD) in Singapur, des Genomics Institute (GNF) in La Jolla, Kalifornien, sowie des Friedrich Miescher Instituts (FMI) in Basel. Der Beitrag von Corporate Research umfasst biomedizinisches Grundlagenwissen in der Neurologie, Wachstumssteuerung und Epigenetik durch das FMI, neue therapeutische Ansatzpunkte und Technologien durch das GNF sowie in Zukunft Medikamente gegen vernachlässigte Krankheiten durch die Arzneimittelforschung des NITD.
Viel versprechende Pipeline ausgerichtet auf dynamische Fortschritte
Die NIBR arbeiten an 63 neuen Wirkstoffen, die sich derzeit in der fortgeschrittenen vorklinischen Entwicklungsphase befinden. 16 davon sind Antikörper und unterstützen die Entwicklung von Therapien gegen eine breitere Palette von neuen molekularen Ansatzpunkten. Diese Substanzen verteilen sich auf acht bedeutende Therapiegebiete, wobei die Schwerpunkte auf den Bereichen Onkologie sowie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen liegen.
Die Pipeline von Novartis wird durchwegs als eine der stärksten der Branche bewertet. Sie umfasst 75 Projekte in der klinischen Entwicklung, wovon sich 55 in Phase II, III oder der Zulassungsphase befinden. Einige dieser Projekte wurden von Fachleuten als definitiv innovative Arzneimittel hervorgehoben. Zu diesen zählen SPP100 (Bluthochdruck), LAF237 (Diabetes), FTY720 (Multiple Sklerose) und QAB149 (Asthma und COPD).
"Alle Projekte in später Entwicklungsphase machen gute Fortschritte, trotz des zunehmend herausfordernden Branchenumfeldes, das von einer verstärkten Ausrichtung auf die Arzneimittelsicherheit geprägt ist", so Dr. Jörg Reinhardt, Head of Development, Novartis Pharma AG. "Innerhalb dieses Jahres erwarten wir eine stetige Folge von Daten aus Phase-III-Projekten sowie Zulassungsanträge für diverse bedeutende Produkte. Zudem rechnen wir mit dynamischen Fortschritten unserer Pipeline."
Zu den jüngsten Entwicklungen zählt der Zulassungsantrag für Exjade® (Deferasirox), einen einmal täglich oral zu verabreichenden Eisenchelatbildner, in den USA und der EU. Exjade, das bisher unter der Bezeichnung ICL670 bekannt war, könnte zu einem Durchbruch in der Behandlung von Eisenüberladung führen. Anstelle der belastenden Infusionsbehandlung kann das Präparat zur Behandlung des lebensbedrohlichen Zustands, der nach Bluttransfusionen auftreten kann, einmal täglich oral verabreicht werden.
In diesem Jahr sind ausserdem Zulassungsanträge geplant für den in Phase III befindlichen Wirkstoff LDT600 zur Behandlung von Hepatitis B sowie Neuindikationen für Glivec/Gleevec® gegen Philadelphiachromosom-positive (Ph+) akut-lymphoblastische Leukämie und das Brustkrebsmedikament Femara® zur frühen adjuvanten (postoperativen) Behandlung. Daten der Phase III zu LAF237 (Vildagliptin) als Monotherapie und in Kombination mit anderen Antidiabetika sind gegen Ende 2005 zu erwarten.
Diese Mitteilung enthält in die Zukunft gerichtete Aussagen, die bekannte und unbekannte Risiken, Unsicherheiten und andere Faktoren beinhalten, die zur Folge haben können, dass die tatsächlichen Ergebnisse wesentlich von den erwarteten Ergebnissen, Leistungen oder Errungenschaften abweichen, wie sie in den zukunftsbezogenen Aussagen enthalten oder impliziert sind. Einige der mit diesen Aussagen verbundenen Risiken sind in der englischsprachigen Version dieser Mitteilung und dem jüngsten Dokument "Form 20-F" der Novartis AG, das bei der "US Securities and Exchange Commission" hinterlegt wurde, zusammengefasst. Dem Leser wird empfohlen, diese Zusammenfassungen sorgfältig zu lesen.
Über Novartis
Die Novartis AG (NYSE: NVS) ist ein weltweit führendes Unternehmen in den Bereichen Pharma und Consumer Health. Im Jahr 2004 erzielte der Konzern einen Umsatz von USD 28,2 Milliarden und einen Pro-forma-Reingewinn von USD 5,6 Milliarden. Der Konzern investierte rund USD 4,2 Milliarden in Forschung und Entwicklung. Novartis hat ihren Sitz in Basel (Schweiz). Die Konzerngesellschaften beschäftigen rund 81 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in über 140 Ländern. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter http://www.novartis.com.
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