Die Feintool-Gruppe sah sich in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2001/02 mit einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld konfrontiert. Dabei waren die im Investitionsgüterbereich tätigen Gesellschaften stärker betroffen als die Teilefertigungsbetriebe. Der konsolidierte Nettoumsatz sank um 7.4% (akquisitionsbereinigt 14,8%) und betrug CHF 202,5 Mio. (Vorjahr 218,6 Mio.). Trotz eingeleiteter Restrukturierungsmassnahmen, situativer Kurzarbeit und Effizienzsteigerungen fiel das operative Ergebnis mit CHF -2,6 Mio. (+16,8 Mio.) negativ aus. Auf Stufe Nettoergebnis ergab sich ein Halbjahresverlust von CHF 4,1 Mio. (Gewinn Vorjahr 13,4 Mio.). Beim Vergleich ist jedoch zu berücksichtigen, dass das erste Halbjahr (1.10.00-31.3.01) des letzten Geschäftsjahres noch in die Periode einer weltweit stabilen Wirtschaftssituation fiel. Per 31.3.02 zählte der Personalbestand 1826 (1938). Für das zweite Halbjahr ist die Gruppenleitung zuversichtlicher und im Geschäftsjahr 02/03 wird wieder mit einem Umsatzwachstum gerechnet.
Rund 56% (58%) des Gruppenumsatzes stammen aus dem Segment Feinschneiden/Umformen, welches den Erwartungen entspricht. Das Segment Verbinden/Automatisieren, in welchem nun auch die Aktivitäten der per 1. Januar 2001 akquirierten Afag-Gesellschaften voll enthalten sind, trug 30% (27%) zum konsolidierten Umsatz bei. Dieses Segment wurde am stärksten vom Umsatzrückgang aus der Telekom- und Automobilindustrie betroffen. Das Segment Kunststoff-/Metallkompon-enten, welches stark mit rückläufigen Abrufen bei margenstarken Aufträgen zu kämpfen hat, leistete einen Umsatzbeitrag von 14% (15%).
Mit strukturellen Anpassungen und Massnahmen zur Ertragsverbesserung wurde dem rückläufigen Geschäftsgang entgegengewirkt. Diese belasten das Betriebsergebnis des laufenden Geschäftsjahres, werden jedoch bei einem wirtschaftlichen Aufschwung die Ertragsentwicklung positiv beeinflussen. Da sich der Auftragseingang gegen Ende des zweiten Quartals verbessert hat, darf mit einer etwas umsatzstärkeren zweiten Hälfte des Geschäftsjahres gerechnet werden. Für das ganze Geschäftsjahr wird eine Umsatzspanne von CHF 410 Mio. bis 430 Mio. anvisiert und bei einem leicht positiven operativen Ergebnis mit einem ausgeglichenen Nettoergebnis gerechnet. Für das folgende Geschäftsjahr 2002/03 kann von einem Umsatzwachstum und einer substanziellen Verbesserung auf Stufe Betriebsergebnis und Nettogewinn ausgegangen werden.
Details zu den einzelnen Segmenten:
Segment Feinschneiden/Umformen als solides Standbein
Das traditionelle Segment Feinschneiden/Umformen hat einen Umsatz von CHF 112,6 Mio. (127,8 Mio.) erwirtschaftet. Der Rückgang von 11,9% ist unter anderem auch auf eine ungenügende Auslastung bei der Pressenzweitmarke Schmid zurückzuführen. Der Geschäftsgang mit den Feintool-Pressen, dem Technologiezentrum mit Werkzeugbau und Dienstleistungen entspricht knapp den Erwartungen. Auf Kurs - allerdings auf tieferem Niveau als im Vorjahr - sind die Teilefertigungsbetriebe in Europa und USA. Das Werk Japan konnte die Erwartungen übertreffen.
Neue Ausrichtung im Anlagengeschäft
Der Markterfolg der neuen hydraulischen Pressenbaureihe Feintool HFAplus hat einen rückläufigen Bestellungseingang der Zweitmarke Schmid zur Folge. Deshalb ist die Auslastung im Werk Jona ungenügend. Eingeleitete Massnahmen sind in der Umsetzungsphase. Die Herstellung der mechanischen Pressenbaureihe Feintool MFA wurde vom bisherigen Lysser Partner Osterwalder nach Jona verlegt und eine Sortimentsabgrenzung Feintool/Schmid ist in Arbeit. Mit einer Zusammenführung verschiedener Aktivitäten von Feintool und Schmid - Kundendienst, Ersatzteildienst, Pressenrevisionen und Administration - werden Doppelspurigkeiten eliminiert. Neu- und Weiterentwicklungen werden zielgerichtet vorangetrieben. Alles zusammen wird zu einer ertragsstarken Entwicklung des Pressen- und Anlagengeschäfts führen.
Teilefertigung mit positiven Aussichten
Die Teilefertigungsbetriebe in Europa und USA liegen unter dem Vorjahresergebnis, aber im Rahmen der Erwartungen. In Japan liegt die Teilefertigung trotz schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen über dem Vorjahr und über den Erwartungen. Auftragseingänge für hochvolumige Neuanläufe in Europa und USA werden ein erhebliches Wachstum ab nächstem Geschäftsjahr bringen. Dies wird zu einer höheren Auslastung der Betriebe, vor allem in Amerika, und damit auch zu einer Verbesserung der Margen führen.
Segment Verbinden/Automatisieren leidet unter Investitionsflaute
Das Segment Verbinden/Automatisieren ist von der abgeschwächten Wirtschaftslage in den Branchen Telekommunikation und Automobil am stärksten betroffen. Obschon aufgrund der vollen Konsolidierung der ab 1. Januar 2001 übernommenen Afag-Gesellschaften eine Umsatzzunahme von 4,4% auf CHF 61,4 Mio. (58,8 Mio.) resultierte, liegen beide Bereiche, Automationssysteme und United Components, deutlich unter den Erwartungen.
Schwache Investitionsbereitschaft für Automationssysteme
Aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit haben verschiedene Kunden Aufträge für Automationssysteme zur Montage von Baugruppen zurückgestellt oder gar storniert. Trotz einer umfangreichen Projektliste ist der Auftragseingang weiterhin unbefriedigend. Laufende strukturelle Massnahmen zielen auf die Eliminierung von Doppelspurigkeiten zwischen den drei Standorten Aarberg, Amberg und Berlin. Zusammen mit einer Kapazitätsanpassung wird ein qualitatives Wachstum dieses Geschäfts vorbereitet.
United Components mit Potenzial
Auch das unter dem Namen United Components zusammengefasste Automationskomponenten und -modulgeschäft läuft unter den Erwartungen. Die aufgebauten Strukturen zur Umsetzung der Wachstumsstrategie sind nicht voll ausgelastet, müssen aber im Hinblick auf das anvisierte Volumen bei einer wirtschaftlichen Erholung weitgehend aufrechterhalten bleiben. Eingeleitete Massnahmen zielen auch auf die Erschliessung neuer Kundensegmente und geographischer Märkte. Die Produkthäuser in Huttwil (Montagekomponenten und Handlingmodule), Pfäffikon (Nietsysteme und Pressen) und Amberg (Zuführsysteme) bringen erfolgversprechende neue Produkte auf den Markt und die Vertriebsgesellschaften in Europa und Amerika intensivieren die Marketingaktivitäten. Dieses Geschäft wird bei einem Aufschwung sowohl umsatz- wie ertragsseitig erheblich profitieren können.
Segment Kunststoff-/Metallkomponenten mit neuem Führungsteam
Das Segment Kunststoff/Metallkomponenten hat mit einem Umsatzrückgang von 11,6% auf CHF 28,3 Mio. (32,0 Mio.) im ersten Halbjahr unter den Zielsetzungen abgeschlossen. Rückläufige Abrufe bei margenstarken Aufträgen belasten das Ergebnis bei Mühlemann in Biberist. Auch Aufwände für den Start und Verzögerungen bei Neuanläufen wirken sich im laufenden Jahr negativ aus. Diese werden jedoch den Umsatz ab dem nächsten Geschäftjahr positiv beeinflussen. Das neue Werk in Tennessee befindet sich auf Plan.
Die Zukunft mit neuem Führungsteam optimal gestalten
Um optimale Voraussetzungen für ein zukünftiges Wachstum zu schaffen, wurde der Betrieb in Biberist bezüglich Auftragsstruktur und Ablauforganisation auch mit externen Spezialisten durchleuchtet. Trotz aktuellen Problemen verfügt Mühlemann über eine gute Fachkompetenz und über motivierte Mitarbeiter, welche die Basis für eine gesunde Entwicklung dieses Geschäfts bilden. Massnahmen zur Straffung der Abläufe und zur Anpassung der Kapazität befinden sich in Umsetzung. Mit einem neuem Führungsteam wird an der Bereinigung des Auftragsportfolios und an der Steigerung der betrieblichen Effizienz gearbeitet. In Anbetracht des schwierigen Umfelds wird ein erfolgreicher Turnaround jedoch mehr Zeit beanspruchen als ursprünglich geplant. Die Zielsetzung, das Kunststoff/Metallkomponenten-Geschäft zu einem ertragsstarken Standbein der Gruppe heranzuführen, hat höchste Priorität.
Kennzahlen und Ausblick
Bilanzkennzahlen im Zielbereich
Das Bilanzbild per 31. März 2002 weist einen Eigenfinanzierungsgrad von 38,4% aus. Die Nettoverschuldung ist mit CHF 84,4 Mio. im Rahmen der Planung ausgefallen. Das Gearing befindet sich mit 59,6% im anvisierten Zielbereich. CHF 62,5 Mio. sind mit einer Wandelanleihe 2000-2005 finanziert. Die Abhängigkeit von kurzfristigen Kapitalgebern bewegt sich somit in einem vertretbaren Rahmen.
Der Geldfluss aus der Geschäftstätigkeit betrug im letzten Halbjahr 8,5 Mio. Schweizer Franken. Diese Mittel wurden primär für Investitionen im Hinblick auf den Anlauf von neuen Produktionsaufträgen eingesetzt.
Mittelfristig positive Aussichten
Trotz des gegenwärtig rauhen wirtschaftlichen Umfelds bleibt die Gruppenleitung zuversichtlich für eine weitere Entwicklung von Feintool. Mit den eingeleiteten und bereits umgesetzten Massnahmen zur Kapazitätsanpassung und Verbesserung der strukturellen Abläufe wird die Gruppe für einen Wiederaufschwung gerüstet sein.
Für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres wird eine leicht bessere Geschäftsentwicklung erwartet und für das ganze Geschäftsjahr mit einer Umsatzbandbreite von 410 Mio. bis 430 Mio. Schweizer Franken gerechnet. Trotz Restrukturierungskosten soll bei einer leicht positiven operativen Marge ein ausgeglichenes Nettoergebnis erzielt werden.
Obschon eine endgültige Prognose zur Zeit schwierig abzugeben ist, wird im kommenden Geschäftsjahr 2002/03 wiederum mit einem Umsatzwachstum gerechnet. Die verschiedenen eingeleiteten Massnahmen werden bei einem Aufschwung zu einer wesentlichen Verbesserung der operativen Marge und des Nettoergebnisses führen. In diesem Sinne ist die Gruppenleitung zuversichtlich für die Zukunft der Feintool-Gruppe.
Feintool-Gruppe nach schwächerem ersten Halbjahr für den Aufschwung gerüstet
| Source: Feintool International Holding AG